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Biovegane Düngung und der esoterische Tierqualverband Demeter

Sich vegan zu ernähren geht weit über das schlichte „Pflanzen essen“ hinaus. Die Medien und Foren haben in den letzten Jahren zusehends ein recht verzerrtes Bild des Veganismus generiert und Uneinigkeiten innerhalb der Gruppe der Veganer bieten zusätzliche Angriffsflächen. 

Ein beliebtes Angriffsthema bei „Vegan-Gegnern“ ist das Argument der Düngung. Die „heuchlerischen Veganer“ bekämen ihre Pflanzen ja nur, weil durch die Tierzucht der passende Dünger hergestellt würde. Ohne die verhasste Tierzucht würden die Veganer also verhungern. Und das ist natürlich nicht ganz unwahr – es besteht einfach zu wenig aktive Nachfrage und zu wenig Angebot nach bio-vegan erzeugten Produkten!

Wer glaubt, einfach nur Pflanzen einzukaufen verursacht aber tatsächlich indirekt eine Menge Leid – angefangen bei der Umweltschädigung durch Pestizide, über Ausbeutung der menschlichen Arbeitskräfte bis hin zum umweltschädlichen Transport. Aber auch die Düngung an sich kann schon viele negative Folgen haben. Denn, selbst wenn wir auf bio-vegan achten (was man als Veganer ohnehin sollte), kann allein durch die Düngung die „Tierproduktion“ gefördert werden. 

 

 So heißt es auf der offiziellen Homepage von „Demeter“ (Stand 2018):

 

„Die biodynamischen Präparate sind vitalisierende Zubereitungen für Böden und Pflanzen. Als eine Art Heilmittel für die Erde fördern sie auch Wachstum und Qualität der Pflanzen sowie die Tiergesundheit. Für ihre Herstellung werden pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen kombiniert und  natürlichen Kräften ausgesetzt, um sie dann in veränderter Form der Natur wieder zuzuführen. Die Kompostpräparate werden aus den Heilpflanzen Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde, Löwenzahn und Baldrian hergestellt.“

 

Eine Auswahl wären: 

 

Schafgarbenpräparat – Blüten in Hirschblase

 

Kamillenpräparat – Kamillenblüten im Rinderdarm 

 

Eichenrindenpräparat – Eichenrinde im Schädel

 

oder, als „Spritzpräparat“ bezeichnet: 

 

Hornmist – Hörner mit Kuhfladen gefüllt. 

 

Diese sollen dann „kosmische Kräfte“ sammeln… so etwas zu lesen ist schon mehr als befremdlich und sollte den rationalen Veganer einen großen Bogen um Demeter-Produkte machen lassen. Da fühlt man sich als aufgeklärter Mensch der Neuzeit doch nicht nur „hinter die Fichte“ geführt, sondern ist auch erbost über die Heuchelei. Wundern sollte einen dies allerdings nicht, denn  das Konzept der sogenannten „biologisch-dynamischen Landwirtschaft“ basiert auf Rudolf Steiners spirituell-esoterischen Ansichten, welche er Anfang der 1920er Jahre „hellseherisch begründete“. 

Als unbedarfter Kunde, der sich nicht mit den Hintergründen der Firmen und Verbände befasst und lediglich nachhaltig und positiv konsumieren möchte, geht man dann solcher wirren Ideologie auf den Leim und unterstützt unbewusst Tierausbeutung. 

 

Bei den Anbauverbänden Bioland und Naturland hingegen gibt es solchen Zwang nicht und dort findet man auch Betriebe, die „viehlos“ arbeiten. Es erscheint aber wichtig, da künftig als Konsument genauer hinzuschauen und intensiver nachzufragen und Verbände wie Demeter gnadenlos abzustrafen. 

 

Es geht um den Stickstoff.

 

Bei der Düngung geht es in erster Linie um die Stickstoffversorgung der Böden. Die Landwirtschaft versucht, Ausfälle zu vermeiden und die Stickstoffverluste zu minimieren. Dabei achten die umsichtigen Landwirte auf die Fruchtfolge der Pflanzen und streben eine Mischkultur an. 

Erntereste bilden den Humus, der die Grundlage eines gesunden, ertragreichen Bodens ist. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich natürlich stark von den wüstenähnlichen Monokulturen der so genannten konventionellen Landwirtschaft, die man auch simpel als Industrielandwirtschaft bezeichnen könnte. 

Ein weiteres natürliches Instrument ist die simple Stilllegung einer Fläche. Der Boden bekommt die Zeit, sich zu erholen und folglich mehr Ertrag zu liefern. Bei mehrjähriger Stilllegung bilden sich zudem wertvolle Ackerunkräuter und Biotope, was einen enormen ökologischen Mehrwert bedeutet und besonders der Insektenwelt zu Gute kommt. 

Und: zum Glück entdecken immer mehr Produzenten die Sparte einer umsichtigen, ganzheitlichen bioveganen Landwirtschaft. So zeigen z.B. drei Jungunternehmer und Quereinsteiger aus Dresden mit ihrem Unternehmen „Kleepura“, wie man aus Klee einen vorzüglichen pflanzlichen Dünger herstellt. Der Klee zeichnet sich vor allem dadurch aus, Stickstoff u.a. durch Knöllchenbakterien zu binden, und bietet ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis. Auf mittlerweile 15 Hektar bauen die Unternehmer Bioklee an und verarbeiten diesen zu Pellets, die der Landwirt einfach dem Acker beimengen kann. 

Das Wissen über die Vorzüge des Klees ist dabei im Grunde alt, geriet aber im Zuge der Industrialisierung in Vergessenheit – so, wie viele alte und wichtige Obst- und Gemüsesorten auch. Langsam erinnert man sich an dieses Wissen und dank solch junger, motivierter Leute, können wir den Veganismus auch ehrlich und ohne Doppelmoral ausleben. 

 

Die Alternative wäre die Tierausbeutung, denn ohne diese kein herkömmlicher Dünger. Darüber hinaus ist die Umweltbelastung überaus groß. Die Nitraterhöhung im Erdreich zerstört das Bodenleben; Medikamentenrückstände gelangen ins Trinkwasser und treiben Regenwürmer aus dem Boden; es bildet sich kaum ein gesunder Humus und Ammoniak fördert sauren Regen, Fisch- und Waldsterben. 

 

Die biovegane Düngung ist ein spannendes Thema, aber durch junge, ambitionierte Unternehmen erscheinen die Aussichten hoffnungsvoll. Sätze wie: 

„Die Anwendung von tierischen Präparaten ist Pflicht für jeden Demeter-Betrieb, denn ohne sie ist biodynamische Landwirtschaft nicht möglich“, sind ausgemachter Unfug, wie viele tierliebende Landwirte beweisen. 

 

 

Kommentare: 6 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Maria (Mittwoch, 13 Juni 2018 11:21)

    Danke für diesen fundierten Beitrag. Ich habe gleich mal ein bisschen gesurft, wo es biovegane Lebensmittel gibt.

    Hier finden sich Infos und Bezugsquellen zu bioveganer Landwirtschaft: http://biovegan.org/infopool/bio-vegane-hoefe-und-internationale-netzwerke/

    Hier können Bezugsquellen und Höfe in der eigenen Umgebung gefunden werden: https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/bioveganer-landbau/veggiefreundliche-landwirtschaft/

  • #2

    FALCAT media (Mittwoch, 13 Juni 2018 11:27)

    Danke für die Links! – Wir planen den Blogtext noch einmal in einem Video zu verwenden und werden solche Links dann gern aufgreifen.

  • #3

    Gabriele Völkel (Mittwoch, 24 Juli 2019 10:15)

    Hallo , ich habe Eure Seite erst heute gelesen, danke für die Info, auch speziell über Demeter ;-( .
    Werde mal unseren Naturlandstand auf dem Markt fragen, ob er das mit dem Klee kennt! Leider gibt es in unserer Nähe noch keinen bioveganen Bauer !

    Freundlichen Gruß

    Gabriele Völkel

  • #4

    FALCAT (Mittwoch, 24 Juli 2019 10:17)

    Vielen Dank und viel Erfolg bei der Suche.
    Demeter bekam aktuell übrigens den Negativpreis "Goldenes Brett vorm Kopf" für deren unwissenschaftliche Arbeiten.

  • #5

    Micha (Sonntag, 10 November 2019 01:19)

    Für mich stellt sich zentral nicht die Frage ob sondern wie die Mitgeschöpfe betrachtet werden. Eine frage der Haltung. Zur Seele der Natur gehören die Tiere genauso, ebenso zur Seele eines ganzheitlichen Hofes gehören Tiere. Die ganze vielfältige Artenvielfalt ist ohne Tierhaltung, Beweidung, Heideflächen etc. gar nicht denkbar. Eine Verarmung für die Natur und eine Verarmung der Artenvielfalt. Es geht aus meiner Sicht um die Art und weise wie mit Tieren umgegangen wird. Ob sie zur Fläche passen. usw. Kein Gärtner kommt ohne Tiere aus. Ob Rauhfutterfresser Insekten oder Regenwürmer. etc. Radikalen Veganismus finde ich nicht gerade erstrebenswert.

  • #6

    FALCAT (Sonntag, 10 November 2019 12:31)

    @Micha
    Natürlich benötigt ein Feld mit Pflanzen immer Tiere im Boden. Das hat dann aber nichts mit einer Tierhaltung zu tun, die nur darauf abzielt die Tiere auszunutzen und zu schädigen - bis zum Tod.
    Daher gehören auch nicht auf jeden Hof Tiere - es muss auf gar keinem Hof ein Tier sein - ausgenommen die, die ohnehin über Wiese und Feld laufen, vom Käfer bis zum Reh, Regenwurm bis zum Fuchs.
    Für den Anbau von Pflanzen benötigt man keine Tierhaltung - belies dich mal über biovegane Düngung.
    "Radikalen Veganismus" ... Tiere zu halten um sie zu schädigen ist radikal. Wenn du das Vermeiden von Leid als radikal bezeichnen willst kannst du das gern... wir sind radikal gegen Faschismus, radikal gegen die Jagd... aber das meint sicher eine andere Form Radikalität als du es mit dem Wort ausdrücken möchtest.