Was sollen Veganer und AfDler 2017 wählen

In wenigen Tagen wählt Deutschland. Es wird wohl eintreten, was vor einigen Monaten kaum einer geahnt hätte, ein Doppelalbtraum sozusagen. Nicht nur wird eine rechtsradikale Partei in den Bundestag einziehen, nein, Angela Merkel wird erneut Kanzlerin und damit zu ihrem Mentor, dem kürzlich verschiedenen Helmut Kohl, aufschließen. 
Wir fragen uns nun, wie so etwas passieren kann, sind die Menschen hierzulande wirklich so politisch desinteressiert oder so mut- und kraftlos, dass sie keinerlei Weitsicht oder Reflexionsgabe besitzen?
Die Zahlen der AfD und FDP zeigen doch eine große Unzufriedenheit im Land. Allerorten rumort es und wir fordern vielerlei. Wir fordern die Rentensicherung; wir fordern Arbeitsschutz; soziale Absicherung; Zukunftsplanung; Bildungschancen; Umweltschutz. – Dies fordern wir zurecht und wählen dann Merkel und Lindner? Lesen die Menschen keine Wahlprogramme, bzw. haben die Menschen ihren Unmut bei der Wahlentscheidung schon wieder vergessen?

Martin Schulz ist ein emotionaler, kantiger Typ der glaubhaft und engagiert auftritt. Er ist hochkonzentriert und nimmt Anteil. Er hat Europa mitgeformt und war stets aufrichtig um dessen Zukunft bemüht. Dieser Mann könnte nun unser Kanzler werden, aber wir wählen Merkel? 

Immer wieder wird erwähnt wie wenig sich die SPD und die UNION unterscheiden, und dann spricht Schulz von der Pflegereformation, von der Abrüstung, bzw. einer europäischen Einigung beim Stop von Rüstungsexporten in Krisengebiete. Er spricht von kostenfreien Kitas und Schulbilidung, ja sogar von einer nationalen Bildungsallianz. Und wenn er das alles und noch mehr mit Inbrunst vorgetragen hat lesen wir am nächsten Tag, dass es doch eigentlich egal ist, wen man wählt, da es ohnehin keine Unterschiede gäbe. Wie bitte? 

Oh ja, die Sozis, die kleinen Arbeiter nehmen die Agenda 2010 übel. Die SPD habe sich verkauft. Aber es steht nicht Schröder zur Wahl, sondern Schulz. Auf der einen Seite will man Schulz nicht recht glauben, aber schluckt dann das Geklüngel zwischen Merkel und Seehofer. Man will Schulz und Oppermann, Gabriel und Özdemir nicht recht trauen, aber Schnöseln wie Christian Lindner und Andreas Scheuer? – Denn das holt man sich mit Merkel auch ins Haus: Die CSU. Die pure antisoziale Inkompetenz wie Söder, Herrmann und Dobrindt. Leute, die seit Jahr und Tag so wirken, als ob sie gar nicht realisieren, was um sie geschieht wählt man mit der Union in die Regierung. Peter Tauber, Lindner und Scheuer in einer fröhlichen Regierung. Na, das klingt doch vielversprechend sozial und menschlich… stimmt, dem Schulz kann man solch Fähigkeiten natürlich nicht zusprechen.

Es ist wirklich zum verzweifeln und wir fragen uns in den letzten Jahren immer öfter, wer endlich den Mut hat, unser Wahlsystem zu reformieren. Wenn die Menschen so wählen, spiegelt es doch die akute Ahnungslosigkeit in der Realpolitik wider.

Die AfD-Wähler passen in dieses Schema nur zu gut. Sie fühlen sich abgehängt und benachteiligt und wählen dann eine pseudo-neoliberale, antisoziale Partei. Jeder AfD-geneigte Bürger sollte mal das Wahlprogramm lesen und auch verstehen. Nicht nur glauben, zu verstehen, auch mal recherchieren und hinterfragen. Es ist ein liberales Programm, das irrsinnigerweise die moderne Wirtschaft missachtet und somit in eine Katastrophe führen würde, wäre diese Partei an der Macht.   Nach den letzten Äußerungen von Gauland und Weidel muss man zudem ganz klar sagen, dass es keine hart rechte Partei, sondern eine rechtsradikale Partei ist. Wer diese wählt, ist kein unsicherer Bürger, sondern entweder rechtsradikal oder gnadenlos ungebildet. Es wird sich immer über die Nazikeule beschwert – sorry, es ist nun mal eine Neonazipartei und nichts anderes.

Ein AfDler möchte eine Alternative, will unbedingt Frust los werden und verrennt sich dabei in eine Partei, ein Programm, dass ihn zwar bei seiner Sorge vor eine „Islamisierung“ und „Überfremdung“ bekräftigt, aber ansonsten nichts bietet. Wer die AfD wählen will um seinem Unmut über die aktuelle Politik Luft zu machen, sollte umbedingt die SPD oder Die Linke wählen. Bitte gehen sie mal zu ihrem SPD- oder Linken Abgeordneten oder recherchieren sie im Netz, wie eine Realpolitik auszusehen muss, damit Deutschland eine Zukunft hat. Sie werden, wenn sie wirklich objektiv und aufnahmebereit sind, feststellen, dass sie ihre politische Heimat viel eher bei Schulz und Wagenknecht, als bei Gauland und Weidel haben. Suchen sie den ehrlichen Dialog und versuchen sie aufnahmebereit zu sein. 

Kommen wir also zur Frage: Was soll denn ein Veganer 2017 wählen?

Es gibt die Wahl zwischen der V-Partei, der Tierschutzpartei und der Tierschutzallianz. – Und genau das kritisieren wir auch. 

Kurze Erklärung. Vor einiger Zeit wollten wir gern in der V-Partei aktiv werden. Zu der Tierschutzpartei hatten wir vor ein paar Jahren Kontakt. Es kam nicht dazu, weil von vornherein ein Thema keines war: ein Zusammenschluss der Parteien. 
Wir fragen uns, was das Ziel dieser Partei ist. Es ist doch Umwelt und Tierschutz, oder? – Und das erreicht man, wenn man möglichst in den Bundestag, sprich, über 5 % kommt. Ist es nun das oberste Ziel, seine menschlichen Belange erfüllt zu sehen oder ist das Ziel der Tierschutz? – Wenn es der Tierschutz ist, führt kein verdammter Weg daran vorbei, dass die Parteien sich an einen Tisch setzen und sich zusammenschließen. Es sollte gerade bei solch einem idealistischen Ziel keinerlei Alleingänge geben. Wer in Deutschland wirklich grüne Politik, wirklichen Tierschutz wählen will, sollte keine Auswahl, sondern nur eine Partei haben. Solange es da keine Einigkeit und keinen Willen der Überbrückung gibt, sehen wir uns in keiner dieser Partei, auch, wenn wir grad bei der V-Partei eigentlich eine politische Heimat für uns sehen.
Natürlich nicht zur Gänze… aus rein fachlicher Sicht stehen wir bei der Tierschutzpartei und Tierschutzallianz besonders bei den Hunde-Rasselisten auf kritischem Posten, aber dazu in einem anderen Video mehr.

Also, wenn die Tierschutzparteien sich nicht einig werden, verbauen sie sich selbst die Chance, in absehbarer Zeit über die 5 % zu kommen. Heißt: Warum sollte man diese Parteien wählen? – Vielleicht täuschen wir uns und in 4 Jahren sieht die Lage anders aus. Aber aktuell wäre die Stimme verschenkt. Sorry, liebe vegane Politiker, aber das ist nun mal die Realität.

Was soll ein Veganer nun wählen? – Die Antwort ist einfach: Die Grünen. Tja, viele schreien nun auf und haben ja auch recht. Die Grünen sind natürlich bei weitem nicht so grün und ethisch vertretbar wie z.B. die V-Partei. Aber in Deutschland ist das Wahlsystem wie es ist. Der Wähler kann nun Idealist sein und seine Stimme vergeuden, oder er wählt strategisch. Rot-Rot-Grün ist die eine, sehr, sehr unrealistische Chance, die andere ist Schwarz-Gelb und die dritte das Jamaika-Bündnis.
Wählt man nun Grün, würde man Rot-Rot-Grün weiter stärken und gleichzeitig die Chance erhöhen, im Falle von Jamaika zumindest die FDP auszugleichen. Die Grünen sind für einen Veganer natürlich nicht ethisch genug, aber doch die einzige Option, überhaupt das Thema Tier- und Umweltschutz mit einer Stimme zu versehen. Wenn man sich dieser Verantwortung nicht bewusst wird, begeht man keinen Tierschutz, sondern das Gegenteil, man stärkt die Gegenseite. Ein Veganer, der dieses mal nicht die Grünen wählt, handelt wie ein AfDler, der mit seiner „alternativen“ Wahl eigentlich Merkel erst ermöglicht (also das Gegenteil von dem, was er will).

Wir werden die Vertreter der veganen Parteien in den nächsten Monaten zu Gesprächen einladen und vielleicht zu einem Umdenken beitragen. Vielleicht ist zur nächsten Bundestagswahl ja eine vegane Wahl möglich – aber dieses mal nicht. Der Wähler hat die Pflicht, strategisch und klug zu wählen – etwas, das dieser Tage schwer vermisst wird. 

Deutschland hätte die Chance, einen sozialdemokratischen Typen als Kanzler zu bekommen, aber lässt sich von liberalen Unsympathen und einer lethargischen Dame einfangen. Es ist tragisch.

So, zu guter letzt an alle Nichtwähler oder Unentschlossenen, die Gefahr laufen doch nicht zu wählen. Sie gehören womöglich zu denen, die glauben, es ändere ja eh nichts. Ein Großteil der potenziellen Nichtwähler, sind sozial benachteiligt und haben wenig Chancen in diesem System aus eigener Kraft hoch zu kommen. Ihren Frust kann man also verstehen. Aber es ist ein Irrglaube, dass ihre Stimme nichts ausrichtet. Das haben die jungen Briten auch gedacht und die Wahl damit den älteren überlassen. Tags drauf gingen die jungen dann doch auf die Straße, aber da war das Kind bereits in den Brunnen gefallen und über ihre Zukunft wurde entschieden. 
Jede Wahl ist eine Richtungsentscheidung. Ja, meine Güte, dann wählt doch mal alle die Linke und schreibt einen Brief, dass man Kippings Vorschlag eines Grundeinkommens berücksichtigen soll. Würde Die Linke 22% haben, und nur 10.000 Briefe bei der Linken für das Grundeinkommen eingehen, würde ein Ruck durch das Land gehen und ihr hättet vielleicht einen Mindestlohn von 11,- Euro und ein Grundeinkommen von 1000,-. 
Auf der anderen Seite geht es doch auch und in wenigen Jahren schaffte es eine rechtsradikale Partei wieder in den Bundestag. Ein paar Verschwörungstheoretiker und Hetzer haben eine zerstrittene und planlose Partei auf über 10% gebracht – und da glauben einige Nichtwähler wirklich, ihre Stimme kann nichts bewirken?

Gerade die, denen es nicht so gut geht, müssen wählen. Wählt doch den Schulz und schaut, wie er es macht. In wenigen Jahren kann man jeden wieder abwählen. Aber wenn die Union und die FDP regieren, wird es euch garantiert um einiges schlechter gehen… genau das erreicht ihr, wenn ihr nicht oder die falschen wählt.