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Fürsorgepflicht des Staates

Der Staat übernimmt Verantwortung für uns. Er regelt das Miteinander, er passt auf, dass wir nichts unrechtes tun, niemanden verletzen; auch uns selbst nicht.
Es wäre nun leicht, wieder auf unser beliebtes Thema Autokratie zu kommen, doch diesmal sollen illegale Drogen das Beispiel sein.
Dass die Gesetze irgendwann liberalisiert werden, lässt sich, Gott sei Dank, wohl nicht verhindern. Aber, dass dies überhaupt so lange braucht und wie noch immer an der Kriminalisierung festgehalten wird, ist schon äußerst fragwürdig und spricht, wieder einmal, ganz klar für die mental geringe Flexibilität und festgefahrenen Denkmuster.
Das beeindruckende lebende Beispiel einer solchen Person heißt Melanie Huml und kommt, wen wundert`s, aus Bayern und ist, wen wundert`s, bei der CSU. Was wiederum dann doch etwas wundert: Die Frau ist Gesundheitsministerin.
Wenn man der Dame nun mit stichhaltigen Argumenten kommt, und attestiert, dass die dreisäulige Anti-Drogenkampagne inhaltlich schon falsch und nachweislich unwirksam ist, bekommt man nur eine Gegenrede, die offenkundig aufzeigt, dass nichts verstanden wurde.
Man könnte mit ihr über die liberale portugiesische Herangehensweise debattieren, wenn sie letzteres denn überhaupt täte. Huml spricht lieber den schon vor einem Jahrzehnt als Humbug verlachten Satz: „Cannabis ist eine Einstiegsdroge“. Wahlweise relativiert sie  „kann eine“. Was soll damit erreicht werden? - Ach ja, Wahlkampf, man will die konservativen Bergtrolle nicht verschrecken. Denn wirklich glauben kann man das ganze antiquierte Vorgehen nicht.
Es ist eben, und daher der Titel, eine in mehrerer Hinsicht selektive Doppelmoral, wenn Nikotin und Alkohol erlaubt, aber vergleichsweise harmlose Drogen wie Cannabis, Mescalin und halluzinogene Pilze verboten sind (harmlos, wenn man mit tausenden Alkoholtoten vergleicht)
Sie bringt dann den Satz: „Welches Signal würde man setzen, wenn man Drogen freigibt?“ und vergisst, dass eine Prävention natürlich stattfinden muss und dass so gut wie jeder Jugendliche längst die Doppelmoral kapiert hat. Dass Jugendliche zur Not eben Komasaufen praktizieren oder sich bei Bedarf so lange die Birne an die nächste Wand hauen, bis ähnlicher Effekt eintritt, ist doch aber eigentlich logisch.
Solange Politiker wie Melanie Huml, die einer Debatte inhaltlich nicht einmal folgen können oder von ihrer eigenen Prägung zu blockiert sind, gewählt werden, kann sich dahingehend nichts ändern. Im Gegenteil, es ist höchst gefährlich, wenn es solch einer Person gestattet ist, gegen eine absolute Kernkompetenz wie Karl Lauterbach zu intervenieren und eine, eventuell sehr sinnvolle, Reformation des Versicherungswesens zu verhindern. Denn ihre Argumente, dass der Wettbewerb gut funktioniere, entbehrt natürlich jeder Realität. 
Aber darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass es eben unser lieber, fürsorglicher Staat ist, der just die Nutzung von Glyphosat verlängert hat und auch sonst herzlich wenig darauf gibt, was der Bürger sich in Form von tierischen Erzeugnissen, Elektrosmog, Softdrinks, Pflanzenschutzmitteln und Fernsehprogrammen zur Reduktion seines Selbst zu Gemüte führt.
Das ist eine multiple Moral, die jeder sachlichen, faktischen und philosophischen Grundlage entbehrt und einzig eine gewisse Wählerschicht zufrieden stellen soll.

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