Ironie und Sarkasmus sind uns oft zuwider, denn damit versuchen elitäre, selbstverliebte Leute gern, eine unnahbare Haltung als
Bollwerk gegen Diskussionen zu errichten.
Eine gute Satire hingegen schafft es, zum nachdenken anzuregen. Nur zuviel Nachdenken ist dann wohl heutzutage nicht mehr ratsam. Wer
nicht eine offenkundige klare Stellung bezieht, läuft Gefahr, sich öffentlich ins Abseits zu manövrieren.
Werden Texte wirklich nicht mehr gelesen? – Ist eine Provokation in diesem Land nicht mehr gestattet?
Scheinbar haben die schnelllebigen sozialen Netzwerke die Menschen desensibilisiert und Zwischentöne sind fehl am Platze. Nachdenken
oder reflektierende Gedanken scheinen ein Produkt der Vergangenheit. Wer heutzutage etwas anecken will muss nur etwas karikieren und überzeichnen – der Hass von Leuten, die missverstehen wollen
ist gewiss,
Wir schrieben nun jüngst einen satirischen Text und hatten erstmals mit einer kleinen Welle an Reaktionen zu tun, die von Hass und
Beleidigungen teilweise sehr durchtränkt waren.
Am 18.02.2016 stellten wir folgenden Text online:
https://www.falcat.org/2016/02/17/zurück-in-eure-länder-flüchtlinge/
Die Überschrift lautet:
Zurück in Eure Länder, Flüchtlinge!
Und das langte wohl, um uns zu hassen und anzufeinden. Schlimmer noch, Beleidigungen wie „Nazi-Mutti“ können wir amüsiert überhören,
aber selbst unsere Sponsoren wurden mit Anzeigen und juristischen Konsequenzen bedacht. Dass der Text eine klare Satire ist, haben nur wenige bemerkt. Eher meinte man, dass die Satire nicht
erkennbar sei.
Die literarische Welt bei Facebook mag dies nicht gewohnt sein, aber es soll Texte geben, die nicht in jedem Satz offenkundig und
selbstverständlich, ohne nachzudenken verständlich sind.
In diesem Text gab es Sätze wie:
„Ist wie mit Hunden aus der Tierrettung oder Pflegekindern – warum sind die nicht einfach nur dankbar? – Warum muss dann immer noch
alles so kompliziert gemacht werden?“
oder
„Nun, das hat sicher mit der mangelnden Schulbildung zu tun – das deutsche Schulsystem ist ja nicht umsonst überall auf der Welt als
das effektivste und pädagogischste anerkannt.“
oder
„Sollen sich mal ruhig um Mutter, Vater, Frau und Kind sorgen. Wer nicht weiß ob die Familie noch lebt, bleibt hoffentlich auch nicht
lang.“
oder
„Klar, die einfachen Hirten leben in Hütten wie wir vor 10.000 Jahren, ohne fließend Wasser, ohne WC, ohne Heizung, mitten im Gebirge
und waren nie in der Schule – aber die lächelten immer nett und glücklich. Warum wollen denn deren Kinder nicht auch einfach nett lächeln und lächelnd alt werden?“
oder
„Auf einer Wanderung durch eine Steinwüste in Marokkos Süden erlebten wir, wie Menschen in Höhlen lebten – mitten im Nirgendwo kamen
die aus Höhlen, die an trockene Flussbetten mündeten. Aber die hatten dort, in einiger Entfernung, einen Brunnen und konnten Saaten der einzelnen Gräser sammeln. Das fanden wir sehr
findungsreich. Auch die lächelten uns freundlich an ... wieso sollten die aus ihrer wohnlichen Steinwüste weg wollen?“
Wir sind fassungslos, dass es überhaupt jemanden gibt, der den Text tatsächlich für bare Münze nimmt – sorry, dass wir das so
schreiben müssen, aber wir dachten und hofften eher, dass irgendwelche rechten Neunazis mit dem Verstand einer Strauchtomate den Text missverstehen und ihn dann freudig teilen. Dass aber so viele
scheinbar gebildete Menschen sich genötigt fühlen, die deplazierte Nazikeule auszupacken zeigt, dass die Menschen hierzulande noch viel oberflächlicher und mental „dichter“ sind als gedacht.
Komisch und bedenkenswert eigentlich, dass sich ausschliesslich „Linke“ meldeten und kein „Rechter“, der uns beipflichtet...
Die Meinung , die dieser „kleine Mann“, der hier als Satire-Protagonist herhalten muss (entschuldige, armer, ungebildeter Kleinbürger,
der Du zum Teil nichts für Deine Kurzsichtigkeit und Engstirnigkeit kannst) ist doch so abwegig, als würde jemand daherkommen, der sagt „Hey, lass uns doch jährlich viele Milliarden Tiere unter
unwürdigsten Bedingungen ihr kurzes Leben lang einsperren, sie möglichst gewinnbringend nutzen, Ihnen Baby und Milch wegnehmen, die die uns keinen Nutzen bringen wegshreddern, sie vergewaltigen
und ohne Betäubung kastrieren...!“
Da würde doch auch jeder merken, dass das nicht ernst gemeint sein kann....
....
......
.......oh, schlechtes Beispiel.
Wir haben unseren Text sehr oft gelesen, denn wir wollen wirklich keinen falschen Eindruck vermitteln. Aber ehrlich gesagt ist das
noch nicht einmal eine sehr doppelbödige Satire, sondern sehr einfach zu durchschauen. Nicht in jedem Satz, aber doch in jedem Absatz.
Wer sich nicht die Zeit nimmt und nicht die Geduld hat, an einen Blogtext sachlich und wach heranzugehen, sollte sich vielleicht sein
Urteil sparen.
Man muss ja nicht alles lesen und aufnehmen – aber warum bei etwas mitreden, von dem man keine Ahnung hat!?
Einer unserer Sponsoren hat nun leider sehr viel Ärger und bat uns, Abstand zu nehmen. Dies werden wir nicht tun, denn dann würde man
sich einem Diktat von Leuten unterwerfen, die zu bequem sind, sich mit vielschichtigen Themen auseinanderzusetzen. Es ist als Schriftsteller nicht unsere Aufgabe, Texte bequem zu machen – es ist
die Aufgabe der Bürger, den Verstand einzuschalten und das eigene Tun und Denken zu verwalten.
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