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Attila Hildmann – Kritik einer amoralischen Verkommerzialisierung

Das Fernsehprogramm haben wir bereits vor Jahren hinter uns gelassen - fast, denn in den Mediatheken von ARD und ZDF schauen wir online des öfteren nach Dokumentationen und Reportagen. Schauen, welche Themen es bei den Talksendungen und Nachrichten gibt.

So stießen wir auf eine Sendung mit Namen "Vegetarier gegen Fleischesser". Das interessierte uns natürlich, auch wenn der Titel eigentlich schon Polemik impliziert.

Attila Hildmann ist uns seit längerem ein Dorn im Auge. Auf der einen Seite ist es gut, dass jemand die vegane Lebensweise medial breit vertritt. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass die richtige Ethik die Grundlage ist. Natürlich sind die Gründe, warum jemand kein Fleisch mehr isst, theoretisch zweitrangig – Hauptsache er tut es und erspart damit Leid.

Aber dies ist zu kurz gedacht. Veganismus scheint heute ein Trend zu sein. Es ist hip, gesund und gut zu sein, irgendwie sauberer fühlt es sich an – nahezu "trendy und „sexy“. 

Genau hier liegt eine große Gefahr begründet. Denn Trends haben Wenden, sie sind eine Epoche und die geht vorbei. Wer auf Fleisch verzichtet, weil es gesund ist und eine Modeerscheinung, hat nicht verinnerlicht, was die wirkliche Philosophie dahinter ist. Es mag leicht erscheinen, die zumeist jüngeren Leute mit schön fotografierten Kochbüchern, dessen Koch sein Sixpack ungefragt in jede Kamera hält, zu gewinnen. Doch sie werden gewonnen wie Konsumenten – sie werden nicht tief innerlich berührt. So kann keine Erkenntnis entstehen.

Attila Hildmann erscheint wie die männliche Version einer "sex-sells" Kampagne - bloß nicht anecken. So beteuert er permanent, dass Veganer natürlich keine besseren Menschen seien und das natürlich jeder essen soll, wie er möchte. Derweil verteidigt er sich gegen lederne Sneaker. Genau das ist aber falsch. Er müsste eine klare Stellung beziehen und die Werteordnung klar definieren. Sportlich und attraktiv zu sein mag Bücher verkaufen, weshalb er diese Werbeinstrumente auch nutzen sollte, aber es sind recht unwichtige Gründe. Selbst die eigene Gesundheit ist unwichtig, in Anbetracht des großen Ganzen, des unendlichen Leids und der Ernährung eines Milliardenvolkes. 

Attila Hildmanns Einfluss sollte nicht überbewertet werden – aber es ist doch ein enormer, ein wichtiger Einfluss und er scheint diesen zu verschwenden. Seine "Challenger" werden aus relativ unwichtigen Werten heraus Veganer und die Gefahr, dass diese Personen nicht Veganer bleiben oder nur Teilzeitveganer werden, ist groß. Auch in Diskussionen mit Bekannten und Freunden werden diese Trendy-Challenger wohl nur selten eine ethisch korrekte Informationsgrundlage transportieren können – die Gefahr, dass sich die Fleischlobby durchsetzt ist damit gegeben. 

In dieser aktuellen Sendung nun ließ man Fleischesser gegen Vegetarier antreten... nein, schlimmer, die beiden Köche überredeten – weil sich das eine stupide Fernsehredaktion wohl so ausgedacht hat – jeweils zwei, probeweise ins andere Lager über zu laufen. Zwei Vegetarier, die zeitweise, für dieses Spielchen, täglich Fleisch essen sollen. Da die beiden nicht aus moralischen, sondern eher gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichten, kann man das ja mal machen, meint auch Attila Hildmann. Nun entlarvt sich Hildmann als Medien-Prostituierte und untergräbt eine Jahrtausende alte Philosophie der Ethik für reißerische Polemik – widerlich.

Nicht mal neue Erkenntnisse sind gewonnen worden – am Ende decken sich die Ergebnisse dieser Sendung mit den fundierten Erkenntnisen der Forschung. Na vielen Dank, dann hat es sich ja wirklich gelohnt.

Das ZDF, das schon Formate wie Beef Buddys publizierte, scheint sich dabei weiter auf einer Niveau-Talfahrt zu befinden und reißt eine Person mit sich, die nicht stark genug ist, Charakter zu beweisen – sehr traurig und mehr noch, es sind viele verpasste Chancen.

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